44.000 Gebäudehöhen für die Verwaltung erfasst

13. Juli 2023
„Ein weiterer Baustein zur Komplettierung unseres Informationssystems.“

Gert Huss
Stadt Blaustein
Direkt vor den Toren Ulms liegt die Stadt Blaustein, eingebettet zwischen Blautal, Lautertal und der Hochfläche der Schwäbischen Alb. Ihre knapp 17.000 Einwohner verteilen sich auf 10 Ortsteile, die sich über die 55 km² große Gemarkung verteilen. Durch die Nähe zu Ulm haben sich in dem früher eher dörflich geprägten Gebiet in den vergangenen Jahrzehnten einige Gewerbebetriebe angesiedelt.
 
Unter anderem aufgrund der stark ausgeprägten Topographie besitzt Blaustein eine abwechslungsreiche Dachlandschaft. In einem Wechselspiel präsentieren sich historische Ortskerne mit charakteristischen spitzen Satteldächern, während sich an den Rändern eher homogen strukturierte Neubaugebiete verschiedener Jahrzehnte abwechseln. Diese sind mal von flachen Satteldächern, mal von Pult- oder Flachdächern geprägt. Markant ragen in allen Ortsteilen die stadtbildprägenden Kirchtürme aus der Alblandschaft heraus.
 

Informationen zu Gebäudehöhen spielen zentrale Rolle bei Stadtplanung

In zahlreichen städtebaulichen Planungsfragen sind Informationen über Gebäudehöhen elementar. Doch leider verfügen nur sehr wenige Gemeinden über umfassende, flächendeckende Daten zu den First- und Traufhöhen in ihrem Verantwortungsbereich. Das führte auch bei der Stadtverwaltung Blaustein häufig dazu, dass einzelfallbezogen Vermessungen durchgeführt bzw. an externe Dienstleister vergeben werden mussten. Dadurch entstanden regelmäßig Kosten.

Besonders relevant sind Informationen zu den Gebäudehöhen beispielsweise im Rahmen von Bauvoranfragen für geplante Neubauten gemäß § 34 BauGB. So muss im Einzelfall entschieden werden, ob sich ein geplantes Gebäude „in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt“. Dafür müssen jedoch zunächst die „Eigenarten“ wie beispielsweise First- und Traufhöhen oder die Dachform bekannt sein.

Gleiches gilt für die Erstellung und Anpassung von Bebauungsplänen oder die Einschätzung der Verschattung durch den Bau neuer Gebäude. Präzise und flächendeckende Daten sind daher unerlässlich, doch in den meisten Fällen liegen sie nicht vor. Die Stadtverwaltung von Blaustein entschloss sich daher dazu, sich dieser Herausforderung konstruktiv zu stellen.

Befliegung trotz stark bewegtem Gelände für die Profis kein Problem

Die svGeosolutions GmbH wurde mit der Erfassung aller First- und Traufhöhen in Blaustein und seinen Ortsteilen beauftragt. Das Team entschied sich in diesem Fall für den Einsatz sogenannter Starrflügler. Das sind Drohnen mit einer großen Flächenleistung, die geradezu prädestiniert dafür sind, einen Bestand von mehreren Tausend Gebäuden in Lage und Höhe zu erfassen.

Diese professionellen Vermessungsgeräte mit dem Preis eines Mittelklassewagens fliegen typischerweise in einer Flughöhe von etwa 100 bis 120 Metern über Grund und sind in der Lage, ihre Flughöhe an das jeweilige Geländeniveau anzupassen. Im Flug werden in regelmäßigen Abständen hochauflösende Photos erzeugt, die im Anschluss zu einem detaillierten 3D-Modell aufbereitet werden.

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Zwei Tage im Außendienst statt mehrerer Wochen

Für die Befliegung und Erfassung von mehreren Tausend Gebäuden in 3D wurden lediglich zwei Tage benötigt. Eine herkömmliche Vermessung vom Boden aus hätte hingegen mehrere Wochen gedauert und wäre entsprechend um ein Vielfaches teurer gewesen. 
Zudem hätte eine terrestrische Vermessung möglicherweise Straßensperrungen erfordert und die Verkehrssicherheit beeinträchtigt. Im Gegensatz dazu wurden die sehr leisen und kleinen Drohnen nicht als störend wahrgenommen.
 

Zurück im Büro wurden die 9.500 Einzelbilder zu einem umfassenden, flächendeckenden 3D-Modell der bebauten Fläche verarbeitet. Anschließend begann die teilautomatisierte Ermittlung von 37.500 Trauf- und 6.400 Firsthöhen. Die Traufhöhen wurden automatisch durch das Verschneiden der Gebäudeumringe aus dem Kataster mit den 3D-Daten ermittelt. Im Gegensatz zu klassischen Vermessungsmethoden ist dieser Prozess reproduzierbar. Die ermittelten Höhen stellen den tatsächlichen Schnittpunkt der äußeren Wandfläche mit der Oberkante der Dachhaut dar und beruhen nicht auf einer vom Boden aus geschätzten bzw. grob gemessenen Höhe.

Reibungslose Integration in INGRADA durch Komm.ONE

Die Stadtverwaltung verfügt nun erstmals über einen aktuellen und vollständigen Datensatz, der die Höhen aller im Kataster erfassten Gebäude umfasst. Dieser umfangreiche Datensatz ermöglicht es, bei Bebauungsplanverfahren und Bauanfragen auf weitere Vermessungen zu verzichten. Die Daten wurden in Standardformaten bereitgestellt. Somit ist die volle Kompatibilität mit dem in Blaustein genutzten GIS-System INGRADA der Softplan Informatik GmbH sichergestellt. Die Daten konnten problemlos durch den kommunalen GIS-Dienstleister Komm.ONE in die kommunale Geodatenumgebung eingebunden werden. Durch die Möglichkeit zur effizienten Nutzung der Daten spart die Kommune somit zukünftig Zeit und Geld.

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