Vermessung der renaturierten Würm in Altdorf

11. August 2021

Die Renaturierung von Gewässern verschiedenster Größe ist ein wichtiges Anliegen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Die Abkehr von der früheren Maxime der Begradigung und „Einhegung“ von Fluss- und Bachläufen ist dabei zentral.

So soll auch der kleine Bach Altdorfer Würm wieder sein altes und somit naturnäheres Gesicht erhalten. Er ist einer der beiden Quellflüsse der Nagolder Würm und entspringt im Schönbuch südlich von Altdorf. Als kleiner Bach schlängelt er sich dann zunächst durch den Ort und verlässt das Dorf in westlicher Richtung.

Mit der Ausarbeitung des Gewässerentwicklungsplans für die Gemarkung Altdorf hatte die Gemeinde im Jahr 2015 die Voraussetzung für die Umsetzung und Förderung von konkreten Gewässerentwicklungsmaßnahmen an der Würm geschaffen.

Um das Planungsziel, die naturnahe Umgestaltung der Würm, zu erreichen, wurden daher verschiedene bauliche Maßnahmen um-gesetzt. Mit diesen Maßnahmen sollte auch die Erlebbarkeit des Gewässers verbessert werden. Das Vorhaben wurde im Rahmen der Förderrichtlinie Wasserwirtschaft durch das Land Baden-Württemberg bezuschusst.

Umgestaltung der Altdorfer Würm mit dem Ziel der Gewässerrenaturierung

Nach der Planungsphase mit umfangreichen Abstimmungen mit Behörden und Anliegern startete im Sommer 2019 die Hauptbauphase zur naturnahen Umgestaltung des ca. 500 m langen Abschnitts der Würm.

Bereits im Winterhalbjahr 2018/2019 waren die notwendigen Gehölzrodungen durchgeführt und unmittelbar vor Baubeginn der Fischbestand abgefischt worden. Dabei wurden über 1.000 Fische (vor allem Elritzen und Schmerlen) geborgen und unterhalb der Baustrecke wieder in die Würm eingesetzt, sodass die Fische durch die Bauarbeiten nicht zu Schaden kommen konnten.

Naturferne Ufer- und Sohlsicherungen wurden entfernt und die Gewässerdurchgängigkeit wiederhergestellt. Im östlichen Abschnitt im Bereich der Ortsbebauung war die ökologische Verbesserung auf das Bestandsprofil begrenzt. Zwischen neu gesetzten Steinsätzen und Ufermauern entlang der Böschungsoberkante wurde die begradigte Linien-führung des Baches durch eine leicht geschlängelte Linienführung ersetzt, die Böschungen abgeflacht und damit ein groß-zügiges, naturnahes und aufgeweitetes Gewässerprofil geschaffen (siehe Bild unten).

Im westlichen Teil des Abschnittes entlang des Sport- und Freizeitgeländes konnte der künstlich begradigte Verlauf der Würm durch das Anlegen von neuen Gewässerschlingen wieder sehr nahe an das natürliche Leitbild herangeführt werden. Dafür wurden mehrere tausend Kubikmeter Boden bewegt und ingenieurbiologische Ufersicherungen aus natürlichen Baumaterialien eingebaut, um Ufer und Sohle ökologisch zu sichern und wertvolle Strukturen für Gewässerlebewesen zu schaffen und die ökologischen Funktionen des Gewässers zu verbessern.

Die im Planungsabschnitt einmündenden Regenüberläufe wurden ebenfalls umgestaltet, um die negativen Auswirkungen von schwallartigen Abflüssen aus den Rohrleitungen auf das Gewässer zu reduzieren.

Aktuelle Datengrundlage für die Fortschreibung der Hochwassergefahrenkarte Da sich durch die Umgestaltung des Gewässerschlauches das Abflussverhalten der Würm in diesem Abschnitt ändert, muss die vom Land Baden-Württemberg im Rahmen der EU-Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie bereitgestellte Hochwassergefahrenkarte für diesen Bereich fortgeschrieben werden.

Dafür müssen die entsprechenden Berechnungs- und Datengrundlagen erarbeitet werden. Ein wesentlicher Beitrag hierzu sind aktuelle Vermessungsdaten und ein aktualisiertes Geländemodell für die umgestalteten Bereiche.
Das für die Modellierung zuständige Ingenieurbüro WALD + CORBE beauftragte daher die svGeosolutions GmbH mit der dreidimensionalen Erfassung des Zustandes nach Abschluss der Bautätigkeit. Dazu wurde der renaturierte Gewässerabschnitt mit einer Vermessungsdrohne beflogen und photogrammetrisch aufgenommen. Aus den so gewonnenen Daten wurde eine dichte 3D-Punktwolke erzeugt und diese mit dem Bestandsgeländemodell abgeglichen (siehe Abbildung unten). Für die Bereiche mit Änderungen im Gelände wurden dann aktualisierte Höhendaten bereitgestellt, die im Anschluss durch die Gesellschaft für Angewandte Hydrologie und Kartographie mbH in die Fortschreibung der Hochwassergefahrenkarte eingespeist wurden.
Die Daten aus der Drohnenbefliegung sind nun auch Teil des flächendeckenden Hyd-TERRAIN, eines unregelmäßig vermaschten Dreiecksnetzes, das landesweit als Grundlage für hydraulische Modellierungen dient.
In Zukunft werden die Grundlagen für die Fortführung solcher Daten also häufiger aus Drohnenbefliegungen stammen.

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