„Sehr viele Anwendungen in der Bauleitplanung“

10. Juli 2019

Die svGeosolutions GmbH ist bereits für zahlreiche Kommunen mit ihren Vermessungsdrohnen in die Luft gegangen. Welche Daten bekommen Ihre Auftraggeber nach einer Befliegung?

Dr. Steffen Vogt: Gerade in der Bauleitplanung sind die Daten, die wir liefern recht vielfältig. Das reicht von hochaufgelösten Orthophotos über Vermessungspläne bis hin zu dreidimensionalen Visualisierungen der laut Bebauungsplan möglichen Gebäudestrukturen.

Das heißt, sie geben nicht die Rohdaten – also einfache Photos oder Videos – weiter, sondern daraus abgeleitete Produkte?

Dr. Steffen Vogt: Richtig! In den seltensten Fällen werden wir lediglich mit der Erstellung von Schrägluftbildern beauftragt. Die daraus abgeleiteten 3D-Informationen oder eben auch die georeferenzierten Orthophotos sind für den Planungsprozess deutlich relevanter. Gerade in der Bauleitplanung gibt es sehr viele Anwendungen für unsere Verfahren.

Was ist denn der Unterschied zwischen einer klassischen Vermessung und einer Drohnenbefliegung?

Dr. Steffen Vogt: Der wohl offensichtlichste Unterschied zu einer klassischen Vermessung ist, dass wir die Messungen nicht „im Gelände“ durchführen müssen, sondern das Plangebiet flächendeckend „von oben“ erfassen. Somit ist der Aufwand vor Ort deutlich geringer als bei einer Begehung. Wir müssen beispielsweise nicht in die Gärten der Anwohner, um dort Geländehöhen zu ermitteln. All das können wir im Anschluss im Büro machen. Bei den meisten Projekten reicht uns ein Tag vor Ort, eine klassische Vermessungskampagne würde oft Tage oder gar Wochen dauern.

Und worin unterscheiden sich nun Daten, die mit Drohnen aufgenommen wurden von Daten, die ein Vermesser aufgenommen hat?

Dr. Steffen Vogt: Der Vermesser misst einzelne Punkte und erstellt daraus einen Bestandsplan. Wir nehmen mit einer Drohnenbefliegung sehr viele Daten auf, aus denen anschließend beispielsweise eine Punktwolke mit vielen Millionen Einzelpunkten und ein sehr hoch aufgelöstes Orthophoto berechnet werden können. Aus der Punktwolke werden die relevanten Informationen für den Vermessungsplan extrahiert. Die Luftbilder haben beispielsweise Auflösungen von 2 bis 3 cm, es sind also deutlich mehr Details zu erkennen als bei den vom Land zur Verfügung gestellten Bildern. Außerdem bieten Sie ein aktuelles Abbild der Situation vor Ort, während sonstige Orthophotos oft schon einige Jahre alt sind. Darüber hinaus können wir im Gegensatz zum Vermesser eben auch noch 3D-Visualisierungen liefern. Diese werden auf der Grundlage der Drohnenbefliegung erzeugt und zeigen wahlweise den Ist-Zustand oder einen Planungsentwurf oder gar mehrere Planungsvarianten.

In welchen Datenformaten geben Sie die Daten weiter, es handelt sich ja sicher um sehr große Datenmengen?

Dr. Steffen Vogt: Uns ist natürlich bewusst, dass insbesondere kleinere Kommunen nicht über die entsprechend leistungsfähige Hard- und Software verfügen, um beispielsweise Punktwolken mit einigen Hundert Millionen Messpunkten zu verarbeiten. Daher bereiten wir die Rohdaten – wie der klassische Vermesser auch – zu standardisierten Bestandsplänen auf. Diese können dann in den üblichen CAD- und GIS-Formaten wie etwa DWG oder Shapefile weitergegeben werden. Natürlich ist auch immer eine PDF-Datei oder ein gedruckter Plan möglich.

Und wie sieht das bei Orthophotos und 3D-Visualisierungen aus? Dabei handelt es sich doch sicher um spezielle Formate, oder?

Dr. Steffen Vogt: Auch dort arbeiten wir natürlich mit spezieller Software, die ihre speziellen Datenformate haben. Die Weitergabe an den Kunden erfolgt aber immer in weit verbreiteten Standardformaten. 3D-Visualisierungen geben wir beispielsweise häufig im JPEG-Format oder als Videodatei weiter, die mit jedem Videoplayer abgespielt werden können. Zusatzsoftware auf Kundenseite ist also nicht notwendig. Orthophotos liefern wir meist im gängigen GeoTIFF-Format. Das kann in alle üblichen GIS- und CAD-Programme eingeladen werden.

Wie groß sind denn eigentlich typischerweise die Flächen, die Sie vermessen oder visualisieren?

Dr. Steffen Vogt: Das ist sehr unterschiedlich. Wir haben verschiedenste Kopter und Starrflügler sowie verschiedene Sensoren im Einsatz, sodass vom Einzelgebäude bis zur ganzen Stadt mit mehreren Tausend Gebäuden alles möglich ist. Unser neuestes System ist in der Lage mehrere Hundert Hektar mit wenigen Flügen aufzunehmen, dann ist natürlich auch die Vermessung und 3D-Visualisierung kompletter Kommunen wirtschaftlich. So werden auf Jahre hinaus keine zusätzlichen Vermessungen von First- und Traufhöhen mehr nötig sein. Damit sparen unsere kommunalen Auftraggeber nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig Geld. Gleiches gilt natürlich auch für die Visualisierung von Bauvorhaben.

Welche Vorteile bieten denn Visualisierungen aus Drohnenbefliegungen im Rahmen der Bauleitplanung?

Dr. Steffen Vogt: Häufig sind Bebauungsplanverfahren in den Städten und Gemeinden nicht unumstritten und daher für die Verwaltung und die Politik mit viel Aufwand verbunden. Das kann die unterschiedlichsten Ursachen haben. Gerade das immer mehr an Bedeutung gewinnende Bauen im Bestand führt natürlich zu Interessenkonflikten zwischen Anwohnern einerseits und Planern, Investoren und kommunalen Entscheidungsträgern andererseits. Da kann schon die unterschiedliche Interpretation eines Bebauungsplanentwurfes zu einem Zerwürfnis führen, das langfristige Folgen haben kann. Eine leicht verständliche Visualisierung von Plänen oder Planungsalternativen kann dabei helfen, dass solche Konflikte erst gar nicht entstehen.

Abschließend noch die Frage, wie eigentlich die rechtlichen Rahmenbedingungen für solche Befliegungen aussehen?

Dr. Steffen Vogt: Der Gesetzgeber hat insbesondere für private Drohnenpiloten sehr strenge Vorgaben zum Fliegen über städtischen Gebieten erlassen. Als professionelles Unternehmen, das sich auf diese Dienstleistungen spezialisiert hat, dürfen wir natürlich deutlich mehr. Das gilt insbesondere dann, wenn wir im Auftrag der Kommune tätig werden. Mit einer sorgfältigen Vorbereitung ist also auch die Befliegung bewohnter Gebiete für uns gar kein Problem.

Herr Dr. Vogt, herzlichen Dank für das informative Gespräch.   

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