Luftbildkartierung zur Erfassung der Versiegelung

22. September 2025

In Deutschland werden täglich rund 56 Hektar unbebauter Fläche in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt. Etwa 45 Prozent dieser Flächen werden versiegelt, das heißt, sie werden durch Gebäude, Asphalt, Pflastersteine oder andere Materialien bedeckt, sodass Wasser nicht mehr ungehindert versickern kann. Neben Gebäuden betrifft das auch Einfahrten, Wege oder Terrassen. Die Folgen sind vielschichtig: Versiegelte Flächen verändern nicht nur das Mikroklima und das ökologische Gleichgewicht, sondern stellen auch Kommunen vor große Herausforderungen beim Umgang mit Regenwasser.

Auch in Hessen ist der Flächendruck deutlich spürbar. In der Gemeinde Ronneburg im Main-Kinzig-Kreis, die sich in einer landschaftlich reizvollen Übergangszone zwischen Wetterau und Spessart befindet, hat die Verwaltung daher frühzeitig gehandelt. Denn: Je mehr Flächen versiegelt sind, desto mehr Niederschlagswasser gelangt in die Kanalisation – mit steigenden Kosten für die Ableitung und Reinigung. Gleichzeitig wird das Thema Regenwassermanagement im Zuge des Klimawandels immer drängender.

Gesplittete Abwassergebühr als gerechtes Modell

Im Sinne einer verursachergerechten Kostenverteilung sind die Kommunen bundesweit dazu verpflichtet, die Abwassergebühren neu zu strukturieren. Anstatt den Frischwasserverbrauch allein als Maßstab zu nehmen, wird seither unterschieden zwischen Schmutzwasser (verbrauchtem Frischwasser) und Niederschlagswasser, das von versiegelten Flächen abläuft. Für diese gesplittete Abwassergebühr ist eine genaue Kenntnis über Art und Ausmaß der Bodenversiegelung auf privaten Grundstücken erforderlich.

Darüber hinaus dienen diese Daten auch der technischen Planung – etwa zur Dimensionierung von Regenwasserreinigungsanlagen oder zur Unterhaltungsplanung der Einleitstellen in Gewässer. Doch wie lässt sich der Versiegelungsgrad auf einer so großen Fläche wirtschaftlich sinnvoll erfassen?

Moderne Vermessung aus der Luft

Die manuelle Erhebung der Versiegelung auf tausenden Einzelgrundstücken wäre sehr aufwändig und daher praktisch kaum umsetzbar. Deshalb entschied sich die Verwaltung der Gemeinde Ronneburg, die svGeosolutions GmbH mit der Erfassung und Analyse aller versiegelten und unversiegelten Flächen im Gemeindegebiet aus der Luft zu beauftragen.

Die Gesamtfläche des ausgewerteten Gebietes betrug dabei 1.425 Hektar – ein ideales Einsatzgebiet für professionelle Vermessungsdrohnen.

Effiziente Datenerhebung mit Drohnentechnologie

Durch den Einsatz mehrerer leistungsfähiger Drohnen konnte der gesamte Siedlungsbereich binnen kurzer Zeit erfasst werden. Dabei kamen hochauflösende Kameras zum Einsatz, die etwa 13.000 Einzelbilder aufnahmen. Diese wurden anschließend zu einem georeferenzierten Orthophoto mit einer Bodenauflösung von 3 cm verarbeitet.

Das aktuelle Luftbild wurde in ein Geographisches Informationssystem (GIS) importiert. Zusätzlich wurden die Daten des amtlichen Liegenschaftskatasters eingebunden, um Flurstücksgrenzen zu validieren und die spätere Zuordnung der Versiegelungsdaten zu Eigentumsflächen zu erleichtern.

Strukturierte Auswertung und differenzierte Klassifizierung

Im Innendienst erfolgte eine detaillierte digitale Auswertung der Luftbilddaten. Auf Basis des Orthophotos wurden alle zusammenhängenden Flächen mit gleicher Oberflächenstruktur digitalisiert und in Polygone mit beschreibenden Attributen überführt. Dabei wurde nicht nur zwischen Gebäuden und sonstigen befestigten Flächen unterschieden, sondern auch nach dem Grad der Versiegelung und Verschmutzung differenziert.

So wurde etwa eine betonierte Hoffläche als stark versiegelt klassifiziert, während ein mit Naturstein gepflasterter Gartenweg als weniger stark versiegelt gilt. Insgesamt konnten etwa 14.000 Flächenobjekte unterschiedlichen Typs identifiziert und kategorisiert werden – ein hochpräziser Geodatensatz für die kommunale Planung.

Datenübergabe in standardisierten Formaten

Ein zentrales Ziel des Projekts war die nahtlose Integration der Daten in die Verwaltungs- und Fachsysteme der Gemeinde und ihrer beauftragten Planungsbüros. Deshalb wurden die Ergebnisse in Form einer ESRI-Shapedatei bereitgestellt – einem der Standardformate im Bereich GIS. Auch das erzeugte Orthophoto wurde im GeoTIFF-Format ausgeliefert. Es enthält nicht nur Bildinformationen, sondern auch die notwendige Georeferenzierung zur weiteren Nutzung in unterschiedlichsten Fachanwendungen.

So kann das Luftbild künftig auch für andere kommunale Aufgaben genutzt werden – etwa zur Grünflächenverwaltung, Bauleitplanung, Baumkontrolle, Dachflächenanalyse oder zur Qualitätssicherung bestehender Geodatenbestände.

Ein nachhaltiger Beitrag zur kommunalen Entwicklung

Die Erfassung des Versiegelungsgrades aus der Luft stellt für die Gemeinde Ronneburg einen wichtigen Schritt dar, um kommunale Infrastrukturmaßnahmen effizient und gerecht zu gestalten. Gleichzeitig wird mit der Maßnahme ein Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel geleistet – denn ein funktionierendes Regenwassermanagement braucht fundierte Daten.

Dank der präzisen, schnellen und kosteneffizienten Erhebungsmethode per Drohne konnte das Projekt erfolgreich und mit minimalem Eingriff in den Alltag der Bürgerinnen und Bürger umgesetzt werden. Die gewonnenen Daten liefern nicht nur Transparenz bei der Gebührenberechnung, sondern bilden auch eine verlässliche Planungsgrundlage für viele Jahre.

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