Viele Waldgrundstücke sind historisch stark zersplittert, schlecht erreichbar oder nicht wirtschaftlich nutzbar. Um diese strukturellen Defizite zu beheben, wird im Verfahren Görwihl–Strittmatt (Wald) im Landkreis Waldshut eine umfassende Neuordnung des Waldbesitzes angestrebt. Ziel ist es, die Besitzstruktur zu verbessern, die forstliche Nutzung zu erleichtern und eine nachhaltige Waldbewirtschaftung zu fördern.
In einer Flurneuordnung haben die Grundstückseigentümer einen Anspruch auf die Zuteilung von Land in gleichem Wert. Hierfür bildet die Wertermittlung für den Boden die Grundlage. Bei Flurneuordnungen im Wald ist zusätzlich die Bewertung des Waldbestandes elementare Voraussetzung für eine Neuordnung. Die Bewertung des Bodens erfolgt auf Grundlage der Standortkartierung der Forstlichen Versuchsanstalt (FVA). Die Ermittlung des Wertes der Waldbestände wird von einem Forstsachverständigen durchgeführt.
Bisher wurde in allen Flurneuordnungen in Baden-Württemberg die klassische Methode der Waldbestandsbewertung mit Kluppen und Schätzen angewandt. In dieser Flurneuordnung kommt eine neue Methode zur Anwendung, bei der Luftbilder und Laserscandaten als Grundlage für die Bestandsbewertung für die örtliche Begehung aller Waldlflächen dienen. Aus diesem Grund war es erforderlich eine Befliegung zu Projektbeginn durchzuführen. Für die technische Umsetzung der Datenerhebung aus der Luft wurde die svGeosolutions GmbH beauftragt. Das Verfahren wird vom Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (LGL BW) als Träger der Flurbereinigung betreut und vom Landratsamt Waldshut – Amt für Flurneuordnung durchgeführt.
Ein Gebiet mit besonderen Herausforderungen
Das Projektgebiet liegt im südlichen Schwarzwald, nahe der Grenze zur Schweiz. Es handelt sich um eine typische Schwarzwaldlandschaft mit Hanglagen, tief eingeschnittenen Tälern und teils schwer zugänglichen Waldflächen. Diese naturräumlichen Gegebenheiten erschweren eine klassische terrestrische Vermessung erheblich.
Zudem befindet sich das Gebiet direkt in der Einflugschneise des Flughafens Zürich, wodurch eine großflächige Befliegung mit bemannten Flugzeugen aus Sicherheitsgründen nicht möglich war. Um dennoch eine flächendeckende, präzise und aktuelle Datenerhebung zu ermöglichen, fiel die Entscheidung auf den Einsatz von Drohnen – eine Lösung, die sich im Forstbereich zunehmend bewährt.
75 Drohnenflüge für vollständige Erfassung
Aus vorangegangenen Projekten im Bereich der Waldinventur hat die svGeosolutions GmbH bereits umfangreiche Erfahrungen im Bezug auf die Arbeit in schwierigem Terrain. Für die detaillierte Erfassung der ca. 13 km² großen Fläche waren insgesamt 75 Einzelflüge mit einer Dauer von jeweils etwa 30 Minuten notwendig. Dabei kam eine professionelle Vermessungsdrohne zum Einsatz, die den anspruchsvollen Rahmenbedingungen gewachsen war. Bei der Flugplanung war es wichtig, die gesetzlichen und technischen Vorgaben im Blick zu behalten, sodass das Projektgebiet flächendeckend in gleichbleibend hoher Genauigkeit erfasst werden konnte.
Die eingesetzte Drohne war mit modernster Sensorik ausgestattet: Zum einen verfügte sie über ein hochauflösendes Kamerasystem für die Erstellung von Luftbildern, auf denen auch kleinste Details zu erkennen sind. Zum anderen trug sie ein hochmodernes und kompaktes LiDAR-System, das während des Fluges 240.000 Laserpulse pro Sekunde aussendet und aus der Reflexion ein dreidimensionales Höhenmodell der Oberfläche berechnet.
Orthophotos mit 3 cm Bodenauflösung – Punktwolke mit über 500 Punkten pro m²
Das Ergebnis dieser Flüge sind georeferenzierte Orthophotos mit einer Bodenauflösung von 3 cm pro Pixel. Sie bieten eine verzerrungsfreie, maßstabsgetreue Darstellung des Waldes – ein idealer visueller Datensatz für Kartierung, Baumartenklassifizierung, die Kommunikation zwischen den am Verfahren beteiligten oder auch für die Öffentlichkeitsarbeit.
Noch beeindruckender ist die Qualität der erzeugten 3D-Punktwolke, die mit einer Punktdichte von über 500 Punkten pro Quadratmeter ein sehr genaues Abbild der Topografie und Vegetationsstruktur liefert. Selbst feine Unterschiede in Baumhöhen, Kronendichte und Geländeformen lassen sich daraus zuverlässig ableiten.
Nach Abschluss der Befliegungen wurden die erhobenen Geodaten (LiDAR-Punktwolken und Orthophotos) an das Fachbüro Umweltdata GmbH übergeben, welches für die Waldbestandsbewertung zuständig war.
Dort erfolgte die fachliche Analyse des Waldzustandes. Mittels automatisierter Algorithmen und manueller Nachbearbeitung wurden Baumhöhen, Kronendurchmesser, Bestandsdichte und weitere forstliche Parameter ermittelt.
Vorteile der Drohnenvermessung für die Flurbereinigung
Der Einsatz von Drohnen bietet gegenüber konventionellen Methoden zahlreiche Vorteile: Die Erhebung ist effizient, präzise, fast wetterunabhängig planbar und verursacht quasi keine Eingriffe in die Natur. Gerade im Wald, wo herkömmliche Messverfahren an ihre Grenzen stoßen, zeigen sich die Stärken der Technologie besonders deutlich.
Darüber hinaus ermöglichen die digitalen Ergebnisse eine hohe Transparenz gegenüber allen Verfahrensbeteiligten. Eigentümerinnen und Eigentümer können ihre Flächen visuell nachvollziehen, 2D- und 3D-Ansichten erleichtern die Diskussion in Teilnehmerversammlungen, und die digitale Datenbasis schafft Rechtssicherheit. Auch komplexe forstliche Sachverhalte lassen sich so anschaulich darstellen und nachvollziehbar vermitteln. Zudem verkürzen die automatisierten Auswertungsmöglichkeiten die Dauer der Wertermittlung erheblich und reduzieren den Aufwand für die Verfahrensleitung.
Ein Modell für zukünftige Verfahren
Das Beispiel Görwihl–Strittmatt zeigt, wie moderne Geodatenlösungen wie Laserscanning und Orthophotos per Drohne zur objektiven, nachvollziehbaren und effizienten Durchführung eines komplexen Flurbereinigungsverfahrens beitragen können. Die enge Abstimmung zwischen Auftraggeber, Dienstleistern und Fachbehörden ist dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor.Mit Blick auf künftige Waldflurbereinigungen oder forstliche Großprojekte wird deutlich: Drohnenbasierte Geodatenerfassung ist kein Zukunftstrend mehr – sondern gelebte Praxis. Die svGeosolutions GmbH bringt hierfür nicht nur die technische Ausstattung mit, sondern auch Erfahrung, Planungssicherheit und den Blick für die Besonderheiten jedes einzelnen Verfahrens.
