Die Lage am Wohnungsmarkt zwingt viele Kommunen für die Nachverdichtung im Bestand oder für die Erschließung und Bebauung von neuem Bauland als Träger der Planungshoheit die bauplanungsrechtlichen Grundlagen zu schaffen. Typischerweise geschieht dies durch die Aufstellung von Bebauungsplänen. Ergänzend zu Bebauungsplänen im Innenbereich einer Gemeinde können in Bebauungspläne nach §13b BauGB zeitlich befristet nun auch geeignete Außenbereichsflächen mit in die Planung einbezogen werden. Unabhängig davon, welche Instrumente genutzt werden, stehen Kommunen bei der Aufstellung von Bebau-ungsplänen häufig sowohl unter Zeit- als auch Erfolgsdruck. Gleichzeitig stellt die Erstellung und Anpassung von Bebau-ungsplänen Städte und Gemeinden aufgrund des großen Aufwandes regelmäßig vor Herausforderungen.
Regelwerk für städtische Entwicklung
Das Planungsgebiet „Am Stadtgraben“ in Markdorf (ca. 13.000 Einwohner) ist geprägt von Wohnbebauung sowie gewerblichen Nutzungen. Somit müssen unterschiedlichste Interessen bei künftig beabsichtigten Erweiterungen oder Entwicklungen berücksichtigt werden. Das Büro Sieber aus Lindau setzt beim Entwurf des Bebauungsplanes auf das städteplanerische Instrument „Urbanes Gebiet“, das unterschiedlichste Nutzungsarten ermöglicht.
Zukünftige Bauvorhaben müssen sich auch bei Anwendung dieses Instrumentes selbstverständlich in die vorhandene Bestandsbebauung einfügen. Dazu muss jedoch zunächst eine umfassende Datengrundlage zur Darstellung des Ist-Zustandes erstellt werden. Zu den ersten Schritten eines solchen Verfahrens gehört daher in der Regel eine umfangreiche Bestandserfassung, die unter anderem auch die Ermittlung von Trauf-und First- sowie Wandhöhen beinhaltet.
Herausforderungen für klassische Vermessungsverfahren
Bei der Bestandserfassung gibt es viele Herausforderungen, mit denen sich die Kommunen konfrontiert sehen. So wäre auch im Markdorfer Gebiet „Am Stadtgraben“ die klassische Vermessung kosten- und zeitintensiv gewesen, da es sich um eine komplexe Bebauungsstruktur handelt. Neben größeren Gewerbebetrieben befinden sich im Gebiet viele Wohnhäuser mit unterschiedlichsten Dachformen und zahlreichen Nebengebäuden, die jedoch auch erfasst werden mussten.
Zudem handelt es sich um ein stark bewegtes Gelände, dessen Vermessung mit großem Aufwand bei der Begehung verbunden gewesen wäre. Zudem verfügte die Stadtverwaltung lediglich über Orthophotos, die aus der zentralen Landesbefliegung stammten. Diese Luftbilder waren jedoch hinsichtlich ihrer räumlichen Auflösung und insbesondere hinsichtlich des Aufnahmezeit- punktes nicht ausreichend für die Anforderungen, die das Verfahren mit sich brachte.
Kostengünstige Vermessung mit Drohnen
Die Stadt Markdorf beauftragte daher die svGeosolutions GmbH damit, verschiedene Drohnen zur Bestandsvermessung einzusetzen und die entsprechende Datengrundlage zur Erstellung eines Bebauungsplanes zu erstellen. Nach einer kurzen Erstbegehung des Planungsgebietes wurden einige Referenzpunkte mittels klassischer Vermessungsverfahren eingemessen und signalisiert. Diese Referenzpunkte dienen dazu, die Lage- und Höhengenauigkeit der Messdaten sicherzustellen.
Im Anschluss daran wurde eine umfangreiche Drohnenbefliegung mit verschiedenen Koptersystemen durchgeführt. Dabei nahmen die mitgeführten Sensoren viele Hundert Einzelphotos des Gebietes auf. Zurück im Büro wurden diese Photos aufbereitet und daraus ein flächendeckendes 3D-Modell des Geländes sowie aller im Gebiet vorhandenen Gebäude berechnet. Daraus wurden anschließend im Innendienst alle relevanten Gelände- und Gebäudehöhen extrahiert und zu einem klassischen Bestandsplan aufbereitet.
Datenweitergabe im Standardformat
Das mit der Erstellung des Bebauungsplanes betraute Büro Sieber erhielt den entsprechenden Bestandsplan im PDF- sowie im DWG-Format zur direkten Weiterverar-beitung in den gängigen CAD-Systemen. Zusätzlich wurden Schnitte durch das Planungsgebiet erzeugt, die ebenfalls in CAD-fähigen Formaten weitergegeben wurden.
Darüber hinaus erhielten das Planungsbüro sowie die Stadtverwaltung als Auftraggeber der Befliegung ein hochaufgelöstes (Auflösung 3 cm), georeferenziertes Orthophoto des Planungsgebietes. Dieses eignet sich hervorragend als aktueller und informativer visueller Kontext für die Vermessungsdaten. Auf dieser Grundlage konnte zügig der Entwurf des Bebauungsplanes erstellt werden, der nun auf dem weiteren Genehmigungsweg befindet.