Die Stadt Überlingen mit ihren knapp 23.000 Einwohnern liegt idyllisch am nördlichen Bodenseeufer. Bei guter Sicht sind große Teile der Schweizer Alpen zu bestaunen. Das Panorama über die Dächer der Altstadt und den See zieht jährlich viele Tausende Touristen in die Stadt. Und das nicht erst seit der Landesgartenschau, die im vergangenen Jahr dort stattfand.
Dennoch steht auch Überlingen mit seinem historischen Kernort und den ländlich geprägten Teilorten vor einigen Herausforderungen, vor denen auch viele andere Kommunen stehen.
Die Nachfrage nach Wohnraum ist aufgrund der guten Lage und der Wirtschaftsstärke der Region beständig hoch. Für die Stadtplanung ist die Nachverdichtung einerseits und das Ausweisen neuer Baugebiete an den Ortsrändern andererseits eine Daueraufgabe.
Darüber hinaus leistet auch die Stadt Überlingen ihren Beitrag zum Klimaschutz. So wird aktuell beispielsweise ein integriertes Klimaschutzkonzept entwickelt, das den Rahmen für entsprechende Maßnahmen bildet. Zudem gibt es ein integriertes Quartierskonzept für den Altstadtbereich, das die Potenziale mit Blick auf die Effizienzsteigerung durch energetische Gebäudesanierungen ebenso thematisiert wie die Versorgung mit erneuerbaren Energien u.a. über eine Wärmenetzlösung.
Um die genannten Herausforderungen anzugehen, setzt die Stadtverwaltung schon seit einiger Zeit auf die Unterstützung durch moderne Verfahren wie beispielsweise die Drohnenvermessung.
Anwendungsbeispiel 1: Wo stören PV-Anlagen auf Dächern das Altstadtbild?
Die Identität der bereits im Jahr 773 erstmals urkundlich erwähnten Stadt ist wesentlich durch ihre gut erhaltene historische Altstadt geprägt. Alte Wohn- und Wirtschaftsgebäude mit steilen Satteldächern wechseln sich mit Kirchen, engen Gassen und geschäftigen Plätzen ab. Der Dachlandschaft kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Von zahlreichen Aussichtspunkten oberhalb der Altstadt ist sie genauso zu sehen, wie vom Bodensee aus, auf dem viele Fähren und Boote unterwegs sind. Daher sind bauliche Maßnahmen immer auf deren Vereinbarkeit mit den in der Altstadtsatzung definierten Bauvorschriften zu überprüfen. Das gilt besonders auch für das Anbringen von Photovoltaik (PV)-Anlagen, deren Bedeutung für den Umstieg auf eine erneuerbare Energieversorgung immens ist.
Daher wurde die svGeosolutions GmbH damit beauftragt, zunächst das Gelände und die Gebäude im gesamten Geltungsbereich der Altstadtsatzung mittels Drohnenbefliegung detailliert aus der Luft zu erfassen. Im Zuge der lediglich 1-stündigen Befliegung wurden ca. 3000 Einzelphotos der Altstadt aufgenommen, die im Anschluss zu einem detaillierten 3D-Modell aufbereitet wurden.
Im nächsten Schritt wurde mit einer speziellen Software berechnet, welche Dachflächen von Aussichtspunkten, Straßen und Plätzen aus gut einsehbar sind und welche von dort aus kaum oder gar nicht zu sehen sind. Die Ergebnisse dieser Analyse wurden zu einem Plan aufbereitet, sodass die Stadtverwaltung nun entscheiden kann, wo PV-Anlagen zukünftig angebracht werden dürfen und wo nicht.
Anwendungsbeispiel 2: Wo kann wie gebaut werden?
Wenn neuer Wohnraum benötigt wird, muss dieser entweder im Rahmen der Nachverdichtung geschaffen werden oder es müssen neue Wohngebiete im Außenbereich entstehen. In beiden Fällen werden genaue Informationen über die aktuelle topographische und bauliche Situation in den Plangebieten benötigt.
In der Vergangenheit mussten dazu Messtrupps mit allerlei Gerätschaften mehrere Tage auf Straßen und in Einfahrten und Gärten unterwegs sein. Seit die Stadtverwaltung bereits vor drei Jahren ein erstes Gebiet durch die Experten von svGeosolutions mit Drohnen vermessen ließ, wird mittlerweile regelmäßig dieses Verfahren angewendet. So folgte die Vermessung für mehrere Bebauungsplanverfahren in der Kernstadt und in vier Ortsteilen Überlingens.
Der Ablauf einer Drohnenvermessung ist dabei stets vergleichbar. Zunächst werden im Projektgebiet Passpunkte zentimetergenau eingemessen und signalisiert. Im Anschluss folgt eine kurze Befliegung mit einer professionellen Vermessungsdrohne. Die dabei erzeugten 3D-Daten werden dann im Innendienst ausgewertet und die Ergebnisse zu einem Bestandsplan aufbereitet. Neben einem hochaufgelösten Orthophoto enthält dieser genaue Angaben etwa zu First- und Traufhöhen, Straßenrändern und deren Höhen, Baumstandorten und -kronendurchmesser.
Dank moderner Methoden gewappnet für zukünftige Herausforderungen
Städte unterliegen einem ständigen Veränderungsprozess, der mit vielfältigen Herausforderungen einhergeht. Doch der Stadtplanung bieten sich im Gegenzug viele neue Möglichkeiten durch den Einsatz innovativer Technologien. Das Beispiel Überlingen zeigt, wie die Offenheit der Verwaltung gegenüber modernen Methoden Prozesse beschleunigen und vereinfachen kann.